das Eingangsposting lautete :

Hier könnt ihr schon mal das erste Play starten - zum Warmwerden^^

Der Wald:
Ein großes Waldgelände aus verschiedenen, hohen Laubbäumen, ein kleiner Fluss sucht sich seinen Weg, hin und wieder sind kleinere Höhlen in bergigem Gestein zu entdecken.


Viel Spaß!

Noch kurz wurde der sonst so bestimmte Blick der schönen hochgewachsenen Fähe von einer stillen Frage umschalt, ehe sie sich nach dem Blickwechsel mit Sentoki aus ihrer Starre löste und langsam weiter ging. Trotz ihrer federnden langen Schritte raschelte es bei jedem Schritt. Nun war der Geruch stärker, .. eine Wölfin? Weiter vorne erkannte die eine der vier Schwestern eine Wölfin mit schneeweißem Fell und topasgrünen Augen. Kurz blickte sie über die Schulter zu Sentoki, der stehengeblieben war und bedeutete ihm herzukommen. Nach einem kurzen Streifen seines Blickes über Neva's Elfenbeinaugen wandte er sich an die fremde Wölfin.

Darauf bedacht, nicht also tief im Schnee einzusinken, lief die rote Fähe durch den Wald. Ab und an wich sie einem Gestrüb am Boden aus, um nicht alzu viel Schnee in ihr Fell zu bekommen, denn dieses war eindeutig nicht dafür geschaffen, bei Kälte und vorallem Nässe noch warmzuhalten. So lange sie halbwegs trocken blieb, mochte es ja noch gehen, aber sonst hatte sie in letzter Zeit ihr kurzes Fell schon oft verflucht. Auch wenn es ihr hier eindeutig zu nass und vorallem zu kalt war, so würde sie fürs erste in der Gegend bleiben müssen. Noch weiter hinaus in den Norden zu gehen, kam für sie nicht in Frage, dort war es ja schließlich noch kälter und zurück in den Süden war im Winter eine zu gefährliche Route für ihren Geschmack. Der Wald hier war für den Moment ganz ok, nur hoffte sie, dass hier nicht alzu viele andere Wölfe lebten, zwar hatte sie keine Reviergrenzen eines Rudels gerochen, aber das musste ja nicht unbedingt heißen, dass hier niemand sonst lebte.

Zunächst war der Geruch nur eine zarte Duftnote gewesen, doch mit der Zeit hatte sich dieser Geruch, der aus fremdem Wolf und frischer Beute bestand, verstärkt, bis Divina ihn ganz intensiv wahrnehmen konnte. Die hünenhafte Fähe verlangsamte ihren Gang, bis sie schließlich witternd stehen blieb und sich gleichzeitig umsah. Der oder die Fremden - die Cremefarbene konnte anhand des Geruches nicht erkennen, um wie viele es sich handelte, für sie rochen alle Fremden zunächst ähnlich - mussten ganz in der Nähe sein. Suchend huschte der smaragdgrüne Blick über das umliegende Gestrüpp, doch sie konnte niemanden erkennen. Das aufkommende Gefühl, in die Ecke gedrängt oder bedroht zu werden, verleitete sie zu einem warnenden, eher leisen Knurren. Handelte es sich schon wieder um Wölfe, die sich mit ihr messen wollten?

Dass die Fremden eventuell freundlich gesinnt waren, war für sie nur eine eher unwahrscheinliche Möglichkeit. Plötzlich setzte ein Rascheln, das durch die bewegung entstanden sein musste, ein und Divinas Blick schnellte in Richtung des Geräusches. Von weitem wurde ein in verschiedenen Brauntönen gezeichneter und ein heller Wolf sichtbar, die beide auf die Cremefarbene fixiert waren und genau auf sie zusteuerten. Wenn auch zögernd. Divina selbst war sich nicht sicher, was sie von der Situation halten sollte und entschloss sich zum Schweigen und überließ den beiden Wölfen so die Möglichkeit, sich ihr weiter zu nähern oder zu verschwinden. Erst, als die beiden näher kamen, verspürte die große Fähe die Duftnote einer Wolfsgruppe oder eines Rudels, das hier einen Teil dieses Waldes anscheinend als Revier markiert hatte. Rudelwölfe. Nun, vielleicht war dies eine Chance. Und vielleicht auch ihre Letzte.

Der Cremefarbenen entwich unbewusst ein Seufzer, ehe sie oberflächlich ihre Anspannung löste und zumindest keine direkte Ablehnung ausstrahlte.

Sentoki's Ohren spielten kurz bei dem leisen Luftzug. "Sei gegrüßt." fing er an und senkte den Kopf ganz leicht zu einem Nicken, während er die Fähe musterte. Sein Blick blieb dann auf ihren diamantgrünen Augen weilen. Er machte eine Geste zur Seite, "Wir ziehen umher und suchen Gleichgesinnte. Wenn du dich uns anschließen willst..?" fuhr er fort. Seine Augen aus Berngestein glühten wie flüßiges Gold während er Divina still abwartend ansah. Auf eine Art und Weise, die er nicht verstand, schien er sie noch überzeugen zu müssen, auch wenn die Situation eindeutig vorteilhaft für jeden Einzelgänger wäre. "Jeder Winter ist hart..aber zusammen können wir uns das alles hier erleichtern...Wenn du willst." fügte er hinzu, kurz hatte er sein Haupt gesenkt.

Immer noch keuchend, sandte sich Darcia eines besseren und suchte sich eine nützliche Beschäftigung. Ihr erdbrauner Blick traf auf die Rinde einer Eiche, gekennzeichnet durch viele Rinnen, die wie ein Fluss im groben Zickzack durch den Baumstamm und bis in die Wurzeln ihre Spuren hinterließen. Da vielen ihr etliche sinnlose Spiele ein, doch als eine junge Wölfin, alleine in einer gefährlichen Gegend, begleitet von dem ständigen Hunger und den entmutigendem, weißen Schnee war es viel zu Riskant, hier alberne Tricks vorzuführen und alle Beute des Waldes durch den Lärm zu verscheuchen.
Enttäuscht schüttelte sie den Kopf, dann trottete sie schwankend weiter.
Hoffnungslos und hungrig streifte sie durch die Gegend. Ihre Überlebenschancen standen hier zu Null. Es dauerte nur ein paar Tage, und dann würde sie sterben. Doch der Hunger und ihr Kampfgeist hielt sie weiterhin auf Trab, gab ihr die nötige Energie, um zu überleben. Ihr hellbraunes Fell funkelte in glitzernem Weiß, die Schneeflocken tauten nicht auf, und sie war kaum mehr als die klare Farbe, die sie umgab, ein heller Schein, der sich gleich darauf in den Schatten verbarg.
Die Fähe legte sich, endgültig außer Kräfte, in das hohe Schnee, ein einigermaßen geschützter Ort. Wenigstens kann ich hier Ruhe finden, für meine letzten Lebenstage. Es brachte eh nichts, weiter zu gehen und den restlichen Energievorrat zu verschwenden, lieber würde sie hier warten bis einige hungrige Wölfe sie schnappten und fraßen, selbst wenn es Kannibalismus wäre, eine verzweifelte, hungrige Gruppe Artgenossen hätte keine andere Wahl.

Nun, direkt feindlich schienen sie ja nicht gesinnt zu sein. Auch die Cremefarbene entschloss sich zu einem kurzen Nicken, während sie im bernsteinfarbenen Blick des Rüden nach dessen Absicht suchte. "Seid gegrüßt ... " , meinte nun auch Divina und ließ das Wolfspaar nicht aus den Augen. Die Frage, ob sie sich ihnen anschließen würde, hatte die Fähe gar nicht erwartet und sofort kam Misstrauen in ihr auf. Nun, seine Worte klangen vernünftig, doch Divina wurde den gedanken nicht los, das etwas nicht stimmen konnte. Warum fragte dieser Rüde ausgerechnet sie? Er kannte sie doch kaum. "Seid ihr alleine?" fragte die Cremefarbene nun, um sich ein besseres Bild von der Situation machen zu können.

Kurz fuhr ein misstrauisches Schimmern über die Augen des jungen Rüden, als sie dies fragte. Kurz blickte er zu Neva, ehe sein Blick, nun wieder bestimmt und ruhig, zu Divina glitt. "Sind wir." bestätigte er. Auch wenn er zu zweit mit Neva und ebenso wenig alleine zu überwältigen war, hatte er kurz ein flaues Gefühl im Magen gespürt. Er war vielleicht ein überaus starker Kämpfer, aber er wollte so oft es ging solche Auseinandersetzungen vermeiden. Zu sehr hatte der Kampf sein Schicksal bis jetzt gezeichnet.

Wieso sah der Rüde die Helle erst an, bevor er antwortete? Wollte er sich noch von etwas vergewissern? Mit leicht skeptischem Blick betrachtete Divina das Geschehen, achtete aber immer noch darauf, keine vollkommene Ablehnung zu zeigen. Ihre Ohren waren nach vorne gerichtet und zuckten leicht, als eine eiskalte Brise aufkam. "Gut." erwiederte die Cremefarbene und war sich nicht ganz sicher, ob es wirklich 'gut' war. Die ganze Situation kam ihr äußerst merkwürdig vor, weshalb sie versuchte, etwas Klarheit in die Sache zu bringen. "Wie heißt ihr?" wollte sie zunächst wissen, ehe sie etwas verspätet noch hinzufügte:" Mein Name lautete Divina ... "

Ein leichtes Zittern durchfuhr Thala, als ihr kalter Wind ins Gesicht blies. Kurz überlegte sie, in ein dichteres Stück des Waldes zu gehen, um vor dem Wind geschützt zu sein, als ihr der Geruch auffiel, den der Wind mitsichgebracht hatte. Es richt nach Wölfen dachte sie und blickte in die Windrichtung. Tatsächlich bemerkte sie einen recht starken Wolfsgeruch, jetzt wo sie darauf achtete. Darauf bedacht immer im Schatten der Bäume zu bleiben, lief sie in die Richtung, wo sie den Ursprung des Geruchs vermutete. Sie blieb schließlich stehen, als sie in einiger Entfernung drei andere Wölfe sehen konnte. Unschlüssig, ob ihr von ihnen eine Gefahr drohte, entschloss sie sich, erstmal zu beobachten.

Die schöne Wölfin, die neben Sentoki stand, senkte langsam den Kopf zu einem Nicken. "Neva." Kurz hatte sie die Augenlieder niederschlagen, ehe sie Divina mit ihren schneeweißen verwirrend hellen Augen anblickte. Sentoki blieb aufrecht und stolz stehen, während er es Neva gleichtat. "Sentoki." Seine Augen waren so intensiv in ihrer Farbe, ein Jägerblick, den jedes Lebewesen in seiner letzten Sekunde sah. Neva hob wieder ihr Haupt, jede Bewegung von ihr zeugte von einer Eleganz. "Hast du Hunger, Divina?" fragte sie und deutete mit einem freundlichen fast verschmitzten Schimmern hinter sich. Ein paar Meter weiter lag ein Elchkadaver, noch voller frischem Fleisches.

Als ein erneuter Wind an Darcias Ohren vorbeisauste, legte sie diese flach an. Das Wetter gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie rollte sich, schützenden gegen den Luftstoß, ein und legte die weiche Rute auf ihre feuchte, kalte Nase. Ihr Pelz leitete eine angenehme Wärme durch ihren Körper, und das beruhigte sie.
Zum ersten mal, seid sie geboren wurde, verspürte sie wieder Geborgenheit, die sie hütete vor all den Sorgen und Schrecken, die im Wald lauerten und nur darauf warteten, um ihre scharfen Zähne in ihr Genick zu packen... Darcia schüttelte sich diese fürchterlichen Gedanken beiseite und schloss die Augen. Als sie in einen sanften Schlaf glitt, wurde ihr Atem weicher und langsamer, während der Schnee sich stürmend auf ihren Pelz verfing.

Kara hielt dem Blick des rauchgrauen Rüden stand. Sie wollte nicht schwach wirken, also behielt sie ihre Aufrechte Körperhaltung bei, senkte aber den Kopf leicht zu einem Gruß. Ich bin Kara. sagte die Grauwölfin, nacdem sie Samirs Lagunenblick wieder eingefangen hatte. Ich bin schon eine ganze Weile hier draußen unterwegs. Allerdings wird der Winter bald eine harte Zeit mit sich bringen und darum suche ich nach Verbündeten. Sie machte eine kurze Pause Ich habe dich gerade kämpfen sehen, du bist stark und zusammen werden wir eine bessere Chance haben, den Winter zu überleben.

Ganz leicht zuckten die Anzeichen eines Zähnefletschens über die Schnauze des Rüden bei dem Wort zusammen. //Danke. Aberich bin auf niemanden angewiesen.// Seine karibikblauen Augen musterten die Fähe aus einer Kühle heraus, die ihn wie ein Schutzmechanismus wie so oft umschalte. "Wieso sollte ich dir trauen? Ich kenne die Einzelläufer, die so freundlich wirken.. - und dir dann hinterlistig in den Nacken beißen, wenn du unaufmerksam bist."

Karas Ohren zuckten etwas, doch sie ließ sich die aufkommende Empörung nicht anmerken. Was dachte sich dieser Wolf dabei. Kara versuchte Samirs Blick zu entschlüsseln, doch sie konnte seine nächsten Schritte nicht einschätzen, seine lagunenblauen Augen wirkten wie ein vereister See, undurchdringlich und kalt. Natürlich. entgegnete die Grauwölfin Aber ich hätte rein garnichts davon, dir in irgendeiner Form zu schaden. Ich suche nur einen Verbündeten, um durch den Winter zu kommen. Falls du kein Interesse hast, suche ich mir jemand anderen, aber denk daran: allein von deinem Misstrauen wirst du nicht satt werden. Du kannst es tragen wie eine Rüstung, doch irgendwann wird sein Gewicht dir zum Verhängnis. Kara dachte kurz darüber nach, einen Schritt näher zu kommen, entschied sich dann aber dagegen, sie wollte kein Risiko eingehen.

Laika tappte Zielstrebigkeit durch den Schnee. Nie wieder würde sie versuchen einen Hirsch alleine zu erlegen. Das Tier war zwar tot und es war ein fest Schmaus für die Schnee weiße Fähe. Aber die Spuren seines Geweihes hatten sich in ihren Körper deutlich abgezeichnet. Ihre Schulter blutete noch leicht und ihre Flanke war leicht aufgerissen. Aber das störte sie herzlich wenig. Sie mochte den Schmerz er war befreiend, etwas erlösend von all den Strapazen. Sie verlangsamte ihre Schritte als sie Stimmen vernahm. Stimmen von fremden Wölfen. Langsam hinkte sie rüber. Zwei Wölfe standen sich gegenüber. Eine graue Fähe und ein etwas bräunliches Exemplar von einem Rüden. Mit aufgerichteten Schweif steigt sie auf eine Erhöhung die vom Schnee geformt wurde und musterte in sicherer Entfernung die beiden. Der Rüde schien nicht gerade begeistert zu sein und die graue sah zwar nett aus, aber Nettigkeit bringt in dieser Welt nichts. Aus ihrer Schulter quollte immer noch Blut heraus und rannte ihren vorder Bein hinab in den eiskalten Schnee. ihre eisblauen Augen musterten diese merkwürdigen gestalten. Sie schienen Wölfe zu sein. Aber sie hatte noch nie farbige Wölfe gesehen sie kannte nur weiße Schneeweiße Tiere.

Immernoch mit kühl sprühendem Eisblick richtete sich der prächtige Rüde mit den goldocker Zeichnungen auf. Für einen Wimpernschlag schienen seine Augen kurzweilig von einer Schale der Nachdenklichkeit umhüllt zu sein, doch es war zu kurz um sich dessen sicher zu sein. "Gut... Na dann lass mich in Ruhe." knurrte er nur. Durch den rauchgrauen Winterpelz wirkte er noch größer und furchteinflößender, als er, den Fang leicht geöffnet, erneut Witterung aufnahm und sich dann umdrehte. Er hatte das Blut gerochen, und eine Wölfin. Ein schwer verkennbarer Geruch um diese Zeit. Für einen Herzschlag weilte sein Blick auf der wunderschönen Wölfin. Kurz blähte er nun die Nasenflügel, ehe er das Gewicht auf die rechte Vorderpfote verlegte, so abdrehte und dann langsam von dannen zog. Mit langen sehnigen Schritten, Bewegungen wie die eines Löwen. Ausholend, da die Muskeln unter seinem Fell kurze kleine Schritte nicht recht ermöglichten.

[Schöner Banner und schöner Ava! Wo bekommst du sowas her?]

Kara blinzelte verwirrt. Hatte sich der Rüde grade wirklich umgedreht? Aber was hatte sie anderes erwarten können. Die Grauwölfin hatte doch nich ernsthaft geglaubt, dass jemand wie er, sich einfach so mit ihr zusammentun würde. Jemand, der so viel stärker wirkte als sie selbst, ließ sich immer leicht von ihrer Sanftheit beeinflussen und gerade jetzt war für so etwas kein Platz. Doch ihre Zeit würde kommen, das wusste Kara, wenn auch nicht jetzt, aber irgendwann, würde sie kommen...
Die Grauwölfin hob den Kopf. Hatte der Krieger sich deshalb umgewandt? Der schwere Geruch von Blut hing in der Luft, aber nicht das Blut eines Beutetiers, sondern das eines Wolfs, einer Fähe. Kara machte einen Schritt auf Samir zu, der ihr noch immer den Rücken zuwandte. Mit gespizten Ohren blickte sie in die Ferne, immer den fremden Geruch entgegen. Was wohl vor sich gegangen war?

Der metallische, fahle Geruch von Blut stieg ihm jetzt so intensiv durch die Nasenflügel, dass der rauchgraue Rüde doch stehenblieb, um über die Schulter zu der Wölfin zu blicken. Er kannte diesen Geruch nur zu gut. Sonst war er ein Begleiter, immerdar. Ein ihm vertrauter Gefährte. Doch dieser Blutsgeruch war anders, er trieb seinen Magen zur Übelkeit. Er hatte eine verhängnisvolle und folgenschwere Begegnung mit diesem Geruch gehabt. War dem Tod näher gewesen, als er es für möglich gehalten hatte. Vielleicht war er seitdem so furchtlos, so ohne jede Furcht vor den Dingen, solange es sein Überleben sicherte. Diese Nahtoderfahrung hatte ihn stark gemacht, auch wenn sie seinen Geist vernebelt hatte. Seinen damaligen Verstand, den Verstand eines Welpen; unschuldig und leicht zu verletzen. Er senkte den Kopf mit dem langen dick bepelzten Hals und stieß hörbar die Luft aus der Nase. Ein ganz leises, nur für Kara zu hörendes, aber dafür umso mehr beunruhigend röchelndes Geräusch begleitet diesen kurzen Luftstoß. Ein, für anderes zur Unkenntlichkeit verfremdetes, Wimmern eines Kämpfers.

Darcia sah müde auf, ihre Augenlider waren zur Hälfte geschlossen. Blinzelnd trieb sie den Schlaf weg und sah sich um. Wie entmutigend dieser weiße Schnee doch war, und sie wollte auch schon wieder schlafen, als ein anderer Geruch ihre Aufmerksamkeit erregte. Es war nicht der des Schnees oder eines Beutetiers...Augenblicklich nahm sie den für sie eher seltenen Geruch wahr: Blut. Und zwar viel vom dem. Frisch? Motiviert von ihrer Neugier erhob sie sich schwer. Ihre Rippen zeichneten sich eindeutig unter dem hellbraunen Fell aus, selbst unter den dunkelsten Tönen spielten ihre Knochen. Sie legte den Kopf in den Nacken und witterte in der Luft. Sie hatte sich nicht getäuscht, die Fährte führte sie an einen geschützten Ort. Hier lag auch der Duft von Zivilisation: die ersten Wölfe, seit ihrer Auseinandersetzung mit dem Braunen Wolf, dessen Beute sie stehlen wollte!
Sie wurde schneller, doch dann legte sich Unsicherheit schwer wie ein Stein im Teich auf sie. Was wäre wenn sie wieder verjagt würde? Insbesondere, wenn das hier ein ganzes Rudel war, eine Gemeinschaft von Wölfen. Doch sie war fest entschlossen, diesmal weiterzulaufen, und auch diesmal - diesmal würde sie sich nicht geschlagen geben. Ihre Ohren waren angelegt, als sie einen kleinen Schneekamm sah, und gerade noch die weiße Fähe erkannte, die ihre Vorderbeine auf die kleine Erhöhung gestemmt hatte und mit aufmerksamen Ohren etwas verfolgte, aber was, wusste Darcia nicht. Das tiefrote Blut, das ihr an den Läufen klebte, war nicht zu übersehen.
Gut! Ein einzelner Wolf. Und doch mussten sich hier mehrere befinden. Aber sonst hätte sie sie schon längst gesehen - riechen tut sie sie aber schon längst.
Langsam trottete sie seitlich auf die Fähe zu und wedelte vorsichtig. Sie wollte Laika nicht provozieren oder ihr das Gefühl vermitteln, bedroht zu werden, stattdessen nahm sie eine entspannte Haltung ein, die Rute gesenkt und die Ohren gespitzt, ahmte sie eine freundliche Geste nach.
"Hallo", begrüßte sie sie, ihre Stimme rau vor Hunger und Leid, aber dieser Wölfin musste es wohl noch schlechter gehen. Sie versuchte nicht zu voreilig zu sein und senkte den Kopf etwas, man könnte meinen, sie würde sich unterwerfen, tat sie aber nicht.
"Ich bin Darcia, eine Einzelgängerin." Ist es gut ihr sofort meine Herkunft zu sagen? Sie könnte mich als Schwach einschätzen und angreifen. Aber dazu wäre es schon zu spät.
"Ich komme in Frieden. Und wie heißt du?", fragte sie.
Wieder wedelte sie mit absoluter Vorsicht, aber ihre braunen Augen glühten freundlich.

Kara folgte Samir vorsichtig. Sie wollte ihn nicht erschrecken. Dieser schreckliche Klagelaut, der eben aus der Kehle des grauen Kriegers gedrungen war, erinnerte sie an die letzten Momente, die sie bei ihren Jungen verbracht hatte, bevor das Feuer ihr Rudel vernichtet hatte. Leise trat die Grauwölfin an Samirs Seite. Ist alles in Ordnung? fragte sie und warf dem jungen Krieger einen besorgten Blick zu. Gleichzeitig versuchte sie die Traurigkeit in ihrem Blick zu verbergen und den Drank zu unterdrücken Samir tröstend übers Ohr zu lecken.

Als der Rüde den Kopf über die Schulter legte und ihr seine türkis sprühenden Augen zuwandte, hätte man nicht glauben können, dass das Wimmern seiner Kehle entstiegen war. Sein Blick war immernoch genauso kühl und abweisend und seine Augen waren so intensiv, dass sie Kara regelrecht mit einem einzelnen Blick anfuhren, sodass Worte nicht nötig waren, um seine Ablehnung zu demonstrieren. Erst als er wieder den Kopf langsam von ihr abwandte, erkannte man tiefe Bissstellen an seiner Kehle, aus denen langsam aber beständig dunkelrotes Blut quoll - er hatte so unversehrt gewirkt. Beunruhigend tief, die Zähne seines Gegners schienen regelrecht bis zu seinem Unterkiefer gereicht und ihm die Schnauze halb durchbohrt zu haben.

Samirs Blick war unmissverständlich und Kara hielt inne, obwohl es ihr schwer fiel. Doch der Rüde hatte die Grenzen festgesteckt und diese zu übertreten, würde sein Vertrauen nur noch ungreifbarer für Kara machen. Samir wandte den Blick ab und da sah sie die tiefen Bisswunden an der Kehle des Kriegers. Erschrocken sog Kara die Luft ein. Wie hatte er es geschafft, so lange auf den Beinen zu bleiben? Auf diese Entfernung konnte sie nicht erkennen, wie tief die Wunde war, doch die dunkle Färbung des Blutes zeugte davon, dass er diese Verletzung wohl schon eine Weile mit sich herumtrug und die Gerinnung bereits eingesetzt hatte. Aber das würde wohl kaum ausreichen, um die Blutung endgültig zu stoppen. Nicht mehr lange und Samir würde zusammenklappen. Was sollte Kara tun? Er würde sich sicher nicht von ihr behandeln lassen, genauso wenig, wie er jemand anderes in seine Nähe lassen würde.

Kurz noch blähte er die feucht schwarzen Nasenflügel, ehe er mit einem leichten unbeholfenen Schlucken begleitet, losschritt. Für einen Moment striffen seine Augen noch zu Kara, ehe er endgültig die Lichtung verließ. In langen aber langsamen Schritten. Nach außen hin wirkte er ruhig, doch nach innen hin war es das genaue Gegenteil. Er hatte sich entfernt, weil seine gesamte Konzentration und seine Ausdauer auf diesen einen Punkt an seinem Kiefer fokussiert war. Es fühlte sich an, als würden ihm immernoch Fangzähne in die Kehle gebohrt, und er spürte heiß das Blut aus der Wunde quellen. Nun kam es in größerer Menge, blubberte kurz regelrecht, als er sich Kara schon abgewandt hatte und lief seine Brust entlang. Nach einem dutzend Herzschlägen tropfte das Blut auf die unberührte niedrige glänzende Schneeschicht. Der erste Schnee färbte sich rot. Erneut.

Kara blickte dem rauchgrauen Rüden nach, als er langsam davontrottete. Warum verdammt nochmal ging er einfach fort? Er würde nicht mehr lange durchhalten und Kara war sich sicher, das er das wusste. Warum also verschwant er jetzt einfach? War er zu stolz um um Hilfe zu bitten? Oder wollte wirklich niemand anderen in seiner Nähe haben. Aber war ihm denn nicht klar, dass er die nächsten paar Tage nicht überleben würde, wenn niemand sich um die Verletzung kümmerte? Kara beschloss Samir zu folgen. Sie würde in sicherer Entfernung bleiben und nur einschreiten, wenn es nötig wurde. Langsam setzte sich die Grauwölfin in Bewegung und verschwand im schützenden Unterholz.

Nach einer Weile ließ sich der rauchgraue Rüde, dessen Bewegungen nun unkoordiniert und schwerfällig wirkten, am Fuße eines moosbenetzten Baumes nieder. Dort begann er sorgfältig das Blut von der creméfarben befellten Brust zu lecken. Der majestätische Rüde schloss die Augen und verbarg ihr energievolles Anglitz, ehe er den Kopf an der Rinde des Baumes zu reiben schien. Nach ein paar Herzschlägen hörte er damit auf und verweilte mit den Kopf an die Rinde gelehnt, die Augen geschlossen. Derweil rann ihm das Blut immernoch ungestoppt über den Pelz. Es fühlte sich warm am Körper an. So schön warm. Eine willkommene Wärme, der er sich hingab. Während er so liegenblieb, sammelte sich das Blut in einer Traube unter seinem Bauch, sodass die Menge des Blutes nur dünn wirkte. Er schien sich auszuruhen. Die Gefahr schien fast vorüber, der kleine Rinnsal wirkte harmlos. Ein friedvolles Bild, das jäh unterbrochen wurde, als sich ganz langsam nach einer langen Weile eine Blutlake unter ihm ausbreitete und sich durch ihr Ausmaß erst jetzt zeigte. Auf seinem eigenen Blut gebetet, spürte er nur noch diese wohlige Wärme. Er atmete ruhig durch, so warm...so schön warm. Für einen Moment glaubte er den Herzschlag seiner Mutter zu hören, jetzt war er ihr so nah. Wie damals.